Biografische Daten

Das Leben und der kreative Weg von Pantscho Wladigerow sind in sechs Hauptperioden unterteilt, die von bestimmten Lebensereignissen eingerahmt wurden. Der Schwerpunkt liegt auf den wichtigsten Phasen der schöpferischen Entwicklung des Künstlers und den bedeutendsten Werken dieser Zeit. Auch seine Leistungen als Pianist und Pädagoge werden hervorgehoben – er ist langjähriger Professor für Klavier und Komposition an der Nationalen Musikakademie in Sofia, die heute seinen Namen trägt.

1899-1912 Kinderjahre

1899 – am 13. März in Zürich wurden die Zwillinge Pantscho und Lyuben Wladigerow geboren.
Mutter – Elisa Pasternak-Wladigerowa, Gynäkologin
Vater – Haralan Wladigerow, Jurist, Doktor der Rechtswissenschaften
Am 18. Juli in Shumen wurden Pantscho und Lyuben in der Kirche „Hl. Vaznesenie Hristovo“ getauft
1906 – erste Klavierunterrichte bei der in Shumen berühmten Klavierpädagogin Pavla Weisman-Zhekova
1907 – erste Teilnahme an einem Konzert mit seinem Bruder Lyuben, der Geige spielte, auf der Bühne des Kulturhauses „Hl. Arhangel Mihail“ – Shumen
1908 – ihr Vater, Haralan Wladigerow, starb
1909 – Pantscho absolvierte die Grundschule in Shumen. Im selben Jahr fuhr er nach Odessa zu Besuch, der Heimatstadt seiner Mutter, und nahm dort an einem Konzert teil
1910 – die Familie zog nach Sofia um
Pantscho besuchte die Private Musikschule in Sofia, sein Lehrer war der Klavierpädagoge Henrich Wiesner. Er besuchte seine ersten Unterrichte in Musik- und Kompositionstheorie bei Dobri Hristov. Er machte seine ersten Kompositionsversuche; sie sind hinterlegt in einem Notenalbum.
1912 – erste veröffentlichte Komposition – „Das Lied des Mädchens aus Schtip“ in der Zeitung „Artist“
Dank eines Staatsstipendiums für das Studium der beiden, fuhren Pantscho und Lyuben nach Berlin.

1913-1920 Studium in Deutschland

1914 – Komposition der Sonate für Violine und Klavier in D-Dur, Opus Nummer 1
1914 – 1918 – Wladigerow studierte an der Hochschule für Musik Berlin: Klavier bei Prof. Heinrich Barth und Theorie und Komposition bei Paul Yuen.
1915 – er wurde in die Meisterklassen für Klavier und Komposition an der Berliner Kunstakademie aufgenommen. Er studierte bei Prof. Georg Schumann und Prof. Leonid Kreutzer. Er komponierte seine ersten Opus-Werke.
1918 – er wurde mit dem renommierten Mendelssohn-Preis der Hochschule für Musik zu Berlin für sein Erstes Klavierkonzert, Opus 6, ausgezeichnet.
1918 – 1920 – übte er seinen regulären Wehrdienst in Bulgarien als Soldat im Leibgarde-Regiment aus.
Die Brüder Wladigerow führten viele Wohltätigkeitskonzerte im ganzen Land auf
1920 – Pantscho erhielt den Mendelssohn-Preis zum zweiten Mal für „Drei Impressionen“ für Orchester aus Opus 9. Er kehrte nach Deutschland zurück, um seine Ausbildung in den Meisterklassen der Berliner Kunstakademie fortzusetzen.

1920-1932 Deutsches Theater – Berlin

1920 – eingeladen durch den großen deutschen Regisseur Max Reinhardt, beginnt Wladigerow seine Arbeit als Komponist und Musikbetreuer im Deutschen Theater in Berlin. Im selben Jahr verfasste er seine erste Theatermusik für das Stück „Caesar und Cleopatra“ von Bernard Shaw. Wladigerow komponierte die Musik für dreizehn Stücke von Reinhardt.
1921 – Die Wiener Philharmoniker spielen das im selben Jahr verfasste Erste Violinkonzert, das er seinem Bruder Lyuben gewidmet hatte. Der Solist ist Gustav Havemann und der Dirigent ist Fritz Reiner.
1922 – er unterzeichnete einen Vertrag über die Veröffentlichung seiner Werke mit dem renommierten Wiener Verlag „Universal Edison“.
Wladigerow komponierte Rhapsodie „Vardar“ für Geige und Klavier. Dieses Werk wurde zu einem Emblem des Wladigerow`schen Schaffens, es wurde das populärste, meist gespielteste und am häufigsten herausgegebene Stück des Komponisten. Wladigerow transkribierte es auch am meisten für verschiedene Instrumente und Instrumentengruppen.
1923 – im Januar fand die Uraufführung der Rhapsodie „Vardar“ in Bulgarien statt
1926 – Wladigerow wurde zu einem der Veranstalter der Ersten bulgarischen Musikfestspiele in Varna. Er nahm auch mit einem Autorenkonzert teil. Er gab sein Debüt als Dirigent.
1927 – er komponierte „Bulgarische Suite“, gewidmet der Heimat („А ma patrie“). Ihm wurde der Orden „Hl. Alexander“ Stufe V verliehen.
1928 – auf dem Prager Festival der bulgarischen Musik wurde zum ersten Mal die Orchesterversion der Rhapsodie „Vardar“ aufgeführt. Sie erhielt mehr Popularität in der Öffentlichkeit.
1929 – erste Aufnahmen mit „Deutscher Grammophon“ von der Rhapsodie „Vardar“ und „Bulgarische Suite“.
1931 – er verfasste das Zweite Konzert für Klavier und Orchester, dessen Uraufführung in Dresden am 28. Februar 1931 stattfand. Der Solist ist der Autor selbst.
1931 – Wladigerow komponierte „Sieben symphonische bulgarische Tänze“

1932-1945 Rückkehr und Etablierung in Bulgarien

1932 – Wladigerow kehrte endgültig nach Bulgarien zurück und widmete seine Konzert-Ouvertüre „Zemya“ für großes Symphonieorchester diesem Ereignis. Er heiratete die Pianistin Ekaterina Zhekova – Tochter seiner ersten Klavierlehrerin.
Teilzeitlektor – Professor für Klavier, Komposition und Kammermusik an der Musikakademie in Sofia.
1933 – der Sohn des Komponisten, Alexander, wurde geboren. Wladigerow widmete ihm die Klavierminiaturen „Shumen“. Im gleichen Jahr wurde der junge Komponist als Mitglied der Jury des Internationalen Wettbewerbs für Sänger und Instrumentalisten in Wien eingeladen. Er ist einer der Gründer der Gesellschaft „Zeitgenössische Musik“ und der Vereinigung der jungen Komponisten in Bulgarien.
1936 – am 20. April fand die Uraufführung der einzigen Oper von Wladigerow „Tsar Kaloyan“ statt; das Libretto ist von Fani Popova-Mutafova und Nikolay Liliev geschrieben, Inszenierung der Sofioter Volksoper.
1937 – Europäische Premiere der Oper „Tsar Kaloyan“ auf den Bühnen der Operntheater in Bratislava und Ljubljana.
Am 9. Oktober des selben Jahres nahm Wladigerow in Sofia an dem feierlichen Konzert zur Eröffnung des neuen großen Konzertsaals „Bulgaria“ als Solist mit seinem Dritten Konzert für Klavier und Orchester teil, das dem besonderen Ereignis gewidmet war.
1938 – Wladigerow wird zum Mitglied des Ständigen Rates für internationale Zusammenarbeit der Komponisten unter dem Vorsitz von Richard Strauss eingeladen. Er ist der einzige Vertreter für Bulgarien bis 1942 in diesem Forum. 1938 nimmt er als Jurymitglied an den internationalen Wettbewerben in Brüssel und Stuttgart teil. In diesem Jahr verfasste er seine Erste Symphonie für großes Symphonieorchester, die dem österreichischen Komponisten und Theoretiker Joseph Marx gewidmet ist.
1939 – Uraufführung der Ersten Symphonie von Wladigerow in Belgrad von der Belgrader Philharmonie, unter dem Dirigenten M. Vukdragovic.
1940 – Wladigerow ist ständiger Professor für Klavier, Komposition und Kammermusik an der Musikakademie in Sofia.
1941 – „Lexikon der Juden in der Musik“ wird in Berlin veröffentlicht. Wladigerow figuriert dort als Musiker aus halbjüdischer Abstammung
Bis 1944 beschränkte Wladigerow wegen des Zweiten Weltkriegs seine Kontakte und Reisen auf den Balkan. Seine Werke wurden in den Konzertsälen in Bukarest, Athen, Belgrad, Ljubljana und Zagreb gespielt. Er komponierte seine „Rumänische Werke“ – vier rumänische symphonische Tänze und zwei rumänische symphonische Skizzen.

1945-1969 Jahre der künstlerischen Reife

1946 – Wladigerow vertont das Ballett „Die Legende vom See“ in drei Akten – Libretto von Ivan Genov und Choreographie von Nina Anisimova. Die Uraufführung des Balletts ist im Jahr 1962.
1947 – er verfasst Erste Suite für Orchester nach der Musik zu dem Ballett „Die Legende vom See“. 1953 komponiert er Zweite Suite.
1948 – Wladigerows erste Gastspielreise in den skandinavischen Ländern und Russland.
1949 – er komponiert seine zweite Symphonie „Im Mai“ für Streichorchester.
Er ist Mitglied der bulgarischen Kulturdelegation für den Weltfriedenskongress in Paris.
1950 – am 11. Februar ist das große Jubiläumskonzert und die Feier zum 50. Geburtstag des Komponisten.
1952 – Wladigerow komponiert sein Werk „Jüdisches Poem“, das seinem Großvater Leon Pasternak gewidmet ist. Er bekommt erneut eine ständige Professur für Komposition an der Musikakademie in Sofia.
1954 – der Komponist verfasst die Musik zum Theaterstück „Glück“ von Orlin Vassilev, Inszenierung des Theaters „Mladezhki“, Sofia.
1956 – Jurymitglied des Ferenc-Liszt-Wettbewerbs in Budapest.
1957 – Jurymitglied des Klavierwettbewerbs am Weltjugendfestival in Moskau.
1959 – am 9. April findet die Feier zum 60. Geburtstag von Wladigerow statt.
Die erste Ehegattin des Komponisten – Ekaterina – stirbt.
Im selben Jahr wird Wladigerow zu einem Jurymitglied des Internationalen Klavierwettbewerbs „Ferruccio Busoni“ in Bozen eingeladen.
Am Ende des selben Jahres heiratet er Elka Wladigerowa – Pianistin und Lehrerin. Sie wird seine treue Lebensgefährtin.
1963 – Wladigerow komponiert das Fünfte Konzert für Klavier und Orchester, das seiner Ehefrau Elka gewidmet ist.
Im selben Jahr in Barcelona führte die Sofioter Volksoper die Inszenierung des Balletts „Die Legende vom See“ auf.
1968 – der Komponist beendete sein zweites Violinkonzert, das der berühmten Geigerin Dina Schneidermann gewidmet ist. Pantscho Wladigerow erhielt den angesehenen internationalen Gottfried-von-Herder-Preis für seinen großen Beitrag zur Entwicklung der Kunst und des kulturellen Erbes von Osteuropa.
1969 – offizielle Jubiläumsfeierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Wladigerow in Sofia, Shumen und Rousse.
Im selben Jahr verließ er seine Position als ständiger Professor an der Musikakademie. Er hat viele talentierte Komponisten, führende Theoretiker und Musiker ausgebildet.

1970-1978 Letzte Jahre

1972 – Wladigerow komponierte die symphonische Suite „Lyulin Impressionen“.
1973 – er erhielt den Preis von Sofia für das Werk „Lyulin Impressionen“.
1974 – offizielle Feier seines 75-jährigen Jubiläums mit einem Konzert des Symphonieorchesters des Bulgarischen Nationalradios mit dem Dirigenten Alexander Wladigerow.
Zum ersten Mal wurde Wladigerow zu einem Klassiker der bulgarischen Musik erklärt. Das Jubiläum wurde wieder in Shumen, Rousse, Wien und Moskau gefeiert. Der Komponist wurde zum Ehrenbürger von Sofia, Shumen und Gabrovo ernannt.
1975 – neue Inszenierung der Oper „Tsar Kaloyan“ auf der Bühne der Sofioter Volksoper.
1976-1977 – Wladigerow widmete sich dem Transkribieren für zwei Klaviere einiger seiner berühmtesten Werke. Dazu wurde er durch das Interesse an dieser Art von Musik und durch die Erfolge des Klavierduos Julia und Konstantin Ganev herausgefordert. Er verfasste 13 Transkriptionen.
1972-1978 – Wladigerow komponierte sechs kurze Klavier-Opus, die seinen Lieblingsschülern und Interpreten gewidmet sind. Der Komponist beendete den letzten Zyklus „Drei Bagatellen“ am 14. Juli 1978 unter Opus 70. Dies ist die letzte Opus-Nummerierung im Werk von Wladigerow.
1978 – Inszenierung der Oper „Tsar Kaloyan“ in Varna. Die Uraufführung fand am 22. Juli 1978 statt. Wladigerow erhielt den Titel „Ehrenbürger von Varna“.

Am 8. September starb er plötzlich an akutem Herz-Kreislauf-Versagen. Der Komponist wurde am 11. September in der Golgotha-Allee auf dem Zentralen Sofia-Friedhof begraben.

Im Laufe seines Lebens wurde Pantscho Wladigerow vielmals mit hohen Preisen von den staatlichen Behörden sowohl des Königreichs Bulgarien als auch der Volksrepublik Bulgarien ausgezeichnet. Er ist Träger des Königsordens „Hl. Alexander“ V. Stufe, der ihm von Seiner Majestät, dem Zar Boris III. verliehen wurde. Nach den politischen Veränderungen in Bulgarien im Jahr 1944 war Wladigerow zweimal Träger der höchsten Auszeichnung im Kulturbereich – des„Dimitrov-Preises“ sowie Träger der Orden: „Hl. Hl. Kiril und Metodiy I. Stufe“, „Volksrepublik Bulgarien“ I. Stufe, „Georgi Dimitrov“, „Für bürgerliche Verdienste“ III. Stufe, sowie des Titels „Volkskünstler“ und der Silbermedaille „Für Wissenschaft und Kunst“. Er ist Ehrenbürger von Sofia, Varna, Shumen und Gabrovo.